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Parkraumbewirtschaftung

 

Rückblick

Der tägliche Ärger

Wer profitiert davon?

Ein Brief an den Bürgermeister

Die Parkplätze des Bürgermeisters

Der Gesslerhut

Noch ein Kuriosum

Was kann man machen?

 Nachtrag 2010: Wenn man alle Hoffnung verloren hat, geschehen manchmal Zeichen und Wunder


 

In Schilda gibt es Häuser, bei denen das Dach zuerst gebaut wurde, doch nirgendwo dürfte es Parkscheinautomaten geben, bei denen die erste Stunde gebührenfrei ist.

 

Außer in Wermelskirchen!

 


 

Rückblick

 

Als die Stadtverwaltung vor Jahren ihr neues Parkraumkonzept vorstellte, verschickte sie in einem Anflug von Bürgersinn aufwendig auf Hochglanzpapier gedruckte Flyer, in denen die Bürger informiert und aufgefordert wurden, ihre Meinung dazu kundzutun.

 

Ich erinnere mich, dass ich damals all meinen Sarkasmus zusammenkratzte, um dieses Konzept, das mir äußerst fragwürdig erschien, schlecht zu reden. Meine Ausführungen gipfelten in der Empfehlung, alles beim alten zu lassen und die neuen Pläne in den Papierkorb zu werfen. Darauf bekam ich ein sehr freundliches Antwortschreiben, in dem man sich mit blumigen Worten für mein gezeigtes Interesse bedankte und um Verständnis dafür bat, dass man auf meine Ausführungen nicht im einzelnen eingehen könne.

 

Es wurde dann alles so gemacht, wie es in dem Flyer gestanden hatte.

 

Hieran konnte auch ein im Sommer 1997 herbeigeführter Bürgerentscheid nichts ändern. Zwar hatte eine überwältigende Mehrheit gegen das Ratskonzept gestimmt, doch da die erforderliche Gesamtstimmenzahl von 25% knapp verfehlt wurde, hatte man formal das Recht, sich einen feuchten Dreck um Volkes Stimme zu scheren.

 

Als dann die Parkscheinautomaten aufgestellt waren, wollte das Raunen und Murren nicht verstummen. Insbesondere der Einzelhandel beschwerte sich, weil er kommerzielle Einbußen befürchtete. Und so kam man nach kurzer Zeit auf die glorreiche Idee, für die erste Stunde keine Gebühr mehr zu erheben.

 

Diese Idee stellte an Genialität selbst die kühnsten Gedankenflüge der Schildbürger in den Schatten und zeitigte einen zweifachen „Erfolg“:

 

Erstens:  Unmittelbar nach dem Aufstellen der Parkscheinautomaten war das angenehme Phänomen zu beobachten gewesen, dass man in der Innenstadt immer einen freien Parkplatz fand. Vor lauter Freude darüber war man sogar gerne bereit gewesen, dafür einen kleinen Obolus zu entrichten. Nach dem Wegfall des finanziellen Anreizes war alles jedoch wieder wie vorher, und die ursprüngliche Absicht, nämlich die Dauerparker aus der Innenstadt zu vertreiben, war vereitelt.

 

vgl. hierzu auch meinen Leserbrief vom Februar 2001

 

Zweitens: Die Parkscheinautomaten verursachten zwar erhebliche Kosten in Anschaffung, Wartung und Kontrolle, brachten aber kaum etwas ein. Wie denn auch, wenn man in der ersten Stunde ohnehin nichts zu zahlen brauchte und man sich (wenn einem das nicht zu lästig war) für jede weitere Stunde einen kostenlosen frischen Parkschein ziehen konnte?!

 

Nach einer gewissen Zeit hatte sogar der letzte Schnarchsack begriffen, dass dies ein Zuschussgeschäft war und man auf Abhilfe sinnen musste.

 

Ein besonders schlauer Schildbürger hatte die rettende Idee: Nein, nicht etwa die Parkscheinautomaten zu verschrotten und zu einer Parkscheibenregelung zurückzukehren. Die Rettung sollte vielmehr darin bestehen, zusätzlich zu den bereits vorhandenen weitere Parkscheinautomaten aufzustellen, „um das Defizit zu verringern“.

 

Manch schlaflose Nacht habe ich seither damit verbracht, die Weisheit dieser Maßnahme zu ergründen. Ich konnte in meinem einfältigen Schädel ums Verrecken nicht kapieren, durch welch genialen kaufmännischen Zaubertrick man die zusätzlichen Automaten zu Gewinnbringern machen wollte. Denn Gewinn mussten Sie doch abwerfen, sonst hätten sie das Defizit der anderen nicht vermindert sondern erhöht. So dumm konnten doch selbst Wermelskirchener Ratsmitglieder nicht sein!

 

…. Oder am Ende etwa doch?

 

Der tägliche Ärger

 

Man freut sich, gerade noch einen Parkplatz am Rathaus oder auf dem Loches-Platz gefunden zu haben. Viel hat man nicht vor: nur mal kurz in die Apotheke springen, um sich ein paar Vitaminpillen zu besorgen.

 

Jetzt steht man vor der Frage: Soll man es riskieren und einfach mal schnell hinüber laufen, in der Hoffnung, dass ja nicht ausgerechnet in den nächsten paar Minuten eine Politesse vorbei kommen müsse. Aber wie es der Henker will, sollte gerade das dann passieren.

 

Oder würde es zur Absicherung genügen, wenn man einfach die Parkscheibe hinter die Windschutzscheibe legt? Denn da man ja ohnehin nichts bezahlt, ist es eigentlich kompletter Blödsinn, über den ganzen Platz zum Automaten und zurück zu stratzen und dabei fast so viel Zeit zu investieren, wie man für die ganze Besorgung gebraucht hätte. Zumal man hinterher auch noch das lästige Problem mit der umweltschonenden Entsorgung des Parkscheins hat! Doch kann man von einer Politesse einfühlendes Mitdenken erwarten, oder pochen die in jedem Falle  auf den Buchstaben des Gesetzes. Am Ende kriegen die gar Erfolgsprämien….

 

So siegt letztendlich dann doch der innere Duckmäuser und Angsthase, und man pilgert brav durch den feinen Nieselregen zum Automaten. Wenn dann da noch „defekt!“ dransteht, bereut man plötzlich, den Vorschlaghammer zu Hause gelassen zu haben, denn den könnte man jetzt gut gebrauchen und zum Wohle der Allgemeinheit einsetzen.

 

vgl. die Beobachtungen von Jochen Faulenbach

 

Wer profitiert davon?

 

Wem nützen die Parkscheinautomaten?

 

Wem nützt es, wenn tagtäglich ein Heer von zähneknirschenden Autofahrern, die Hand in der Tasche zur Faust geballt, leise Flüche vor sich hin murmelnd ebenso überflüssige wie lästige Fußmärsche absolviert?

 

Der Nutzen für die Papierindustrie dürfte minimal sein, denn das bisschen Papier für die Parkzettel macht den Kohl nicht fett.

 

Dem Stadtsäckel nützt es auch nichts, weil es außer Kosten nichts einbringt.

 

Auch den Politessen nützt es nichts, denn ob sie Parkscheiben oder Parkscheine kontrollieren: die Arbeit bleibt die gleiche.

 

Bleiben allenfalls ein paar sadistisch veranlagte Sesselfurzer, denen es möglicherweise ein heimliches Vergnügen bereitet, die Macht über ihre Mitbürger auszukosten. Vielleicht empfinden sie Genugtuung  dabei, ihre Mitmenschen zu demütigen, indem sie sie zur Verrichtung offenkundig sinnloser Handlungen zwingen.

 

… so wie z.B. jener Beamte, der vor vielen Jahren meinen Bauantrag entgegennahm. Nachdem er mir erklärt hatte, was alles fehlte, und nachdem er das alles eigenhändig hineingeschrieben hatte, schickte er mich wieder nach Hause. Auf meine Frage, wieso denn das, es stünde doch jetzt alles drin, meinte er nur: „So, jetzt gehen Sie mal schön nach Hause und schreiben das fein säuberlich ab!“ Es blieb mir nichts übrig, als dem Folge zu leisten, denn zuschlagen durfte ich nicht, weil das Körperverletzung und strafbar gewesen wäre.

 

Wem die Parkscheinautomaten noch nützen könnten, sind die Hersteller solcher Automaten und diejenigen, die möglicherweise von ihnen bestochen wurden.

 

Ich will hier niemanden konkret verdächtigen, aber wenn für eine derart nutzlose Sache Steuergelder verschwendet werden, dann muss es doch jemanden geben, der einen Nutzen davon hat!

 

Oder sollte man am Ende in Wermelskirchen einfach nur blöd sein?!

 

(Und das in einer Weise, die jegliche Vorstellungskraft eines Normalsterblichen übersteigt?!)

 

Ein Brief an den Bürgermeister

 

Am 21.12.2006 schrieb ich an unseren Bürgermeister:

 

„Sehr geehrter Herr Weik,

 

gestatten Sie mir, Ihnen bei Ihrem Streben nach dem „zufriedenen Bürger“ mit einem kleinen Denkanstoß zur Seite zu stehen.

 

Welche Gefühlsregungen mögen wohl in einem Bürger statthaben, der  z.B. in der Telegrafenstraße parkt, um kurz einmal in die Bank, Post oder Apotheke zu springen, wenn er sich vor der  Ausführung seines Vorhabens mit der ebenso zeitraubenden wie überflüssigen Forderung konfrontiert sieht, zum – wenn er Pech hat - entfernten Parkscheinautomaten und zurück  zu pilgern, nur um sein Fahrzeug mit einem kostenlosen (!!!) Parkschein zu dekorieren?!

 

„Hm… „ fragt sich der leicht verunsicherte Bürger „…welcher Schaden würde der Stadt oder der Allgemeinheit entstehen, wenn ich den kostenlosen Parkschein durch eine ebenso kostenlose Parkscheibe ersetzte?“

 

Hätten nicht alle nur Vorteile davon? Würde die Stadt nicht das Papier für die Parkscheine und der Bürger Zeit, Nerven und Schuhsohlen sparen?

 

Konkreter Vorschlag: Könnte man nicht einfach die städtischen Politessen anweisen, in der ersten (gebührenfreien) Stunde die Parkscheibe als Ersatz für den Parkschein  zu akzeptieren, und diese Regelung über die Presse publik machen?!

 

Sie glauben gar nicht, was für eine wonnige Welle wohliger Zufriedenheit  das Wermelskirchener Wählervolk nach solcher Nachricht durchströmen würde!

 

Mit freundlichen Grüßen“

 

Eine Reaktion erfolgte nicht.

 

 

Die Parkplätze des Bürgermeisters

 

Was hat der Bürgermeister mit einem Behinderten gemeinsam?

 

Antwort: Seine Parkplätze sind immer frei.

 

 

Der Gesslerhut

 

In Schillers Drama „Wilhelm Tell“ ist er das Symbol für die Unterdrückung des Volkes. Der Hut des Landvogtes Hermann Gessler wurde auf eine Stange gesteckt, und vor ihm mussten sich alle verneigen und ihm ihre Reverenz erweisen,

 

Die Gesslerhüte von Wermelskirchen sind die Parkscheinautomaten.

 

Das Dumme ist nur, dass man nicht so genau weiß wer der Gessler von Wermelskirchen ist, weil sich einer hinter dem anderen versteckt und immer die andere Partei schuld ist.

 

Ein Wilhelm Tell von heute hätte es daher nicht mehr so leicht wie der damalige, der sich in einer hohlen Gasse mit Pfeil  und Bogen auf die Lauer legen konnte.

 

 

Noch ein Kuriosum

 

Im März 2006 hatte ich aus anderen Anlass einen längeren Brief an unseren verehrten Bürgermeister geschrieben, in dem ich gegen Ende auch auf das Thema Parken zu sprechen kam:

 

„Bleibt zu hoffen, dass in Rat und Verwaltung der Stadt  sich das Virus der Vernunft weiter ausbreiten möge. Anzeichen einer Infektion mit diesem Virus sind ja immerhin erkennbar.

 

So ist es z.B. sehr erfreulich, dass sich in Wermelskirchen eine Phalanx gegen die Parkscheinautomaten gebildet hat, deren Geschichte übrigens ein krasses Beispiel für Verschwendung von Steuermitteln und Missachtung des Bürgerwillens ist, und ein hanebüchener Schildbürgerstreich obendrein! Hat man je irgendwo Parkscheinau­to­maten gesehen, wo die die erste Stunde gebührenfrei ist?! So ein blühender Unsinn ist offenbar nur in Wermelskirchen möglich.

 

Die Abschaffung der in der jetzigen Form sinnlosen und schikanösen Parkautoma­tenregelung ist rückhaltlos zu begrüßen, wobei man allerdings fragen darf, ob die Einstellung einer zusätzlichen „Ordnungskraft für den ruhenden Verkehr“ wirklich vonnöten ist. Nach meiner Erfahrung sind nämlich die vorhandenen Politessen derart emsig, dass es nur in seltenen Ausnahmefällen gelingt, länger als eine halbe Stunde vorschriftswidrig zu parken, ohne ein „Knöllchen“ hinter dem Scheibenwischer vorzufinden.“

 

Da hatte ich etwas gründlich missverstanden. Die Parkscheinautomaten wurden nämlich gar nicht dauerhaft entfernt, sondern nur in der Kölner Straße und später in der Telegrafenstraße für die Dauer der Ausbauarbeiten.

 

Und ich hatte schon an die Vernunft geglaubt…

 

Ich Esel!

 

 

 Was kann man machen?

Nix! Jedenfalls nicht als Wähler. Das Thema Parkraumbewirtschaftung ist für die Wermelskirchener Kommunalpolitiker kein Thema mehr. Auf den Internetseiten der Parteien wird das Thema nicht (mehr) erwähnt. Sie scheinen es offenbar alle in Ordnung zu finden, wie es ist. Es hat daher gar keinen Zweck, zur Wahl zu gehen.

Wenn man wirklich was ändern will,  bleibt letztlich keine Wahl als den Vorschlaghammer selbst in die Hand zu nehmen!


Zeichen und Wunder

Am 08.12.2009 erschien ein  Artikel im WGA, wonach die Parkscheinautomaten abgeschafft werden sollten. Somit hatte sich im Rat der Stadt nach ca. 12 Jahren  eine Einsicht  durchgesetzt, zu der ich seinerzeit 5 Minuten gebraucht hatte. Aber immerhin, besser spät als nie!

Zwar dauerte es danach immer noch ein gutes halbes Jahr, bis der Ratsbeschluss dann gefasst, und ein weiteres halbes Jahr, bis er umgesetzt war. Auch gab es eine Zeit, wo keiner wusste, was los war, denn zu mehr als  einem "Außer Betrieb"- Zettel an den Parkscheinautomaten hatte es zunächst nicht gereicht. So pilgerte denn der Ahnungslose angesichts der Beschilderung "Nur mit Parkschein" brav zum Automaten, um sich dann verarscht zu fühlen.

Aber inzwischen ist alles - wenn auch mit der Wermelskirchen-typischen Verspätung - bestens geregelt,

 womit  dieses peinliche Kapitel der Lokalgeschichte abgeschlossen sein dürfte.

Hoffentlich für immer!