Wie alles in Wermelskirchen sind auch die
Parkscheinautomaten vom Feinsten:
Wunderwerke der Technik mit akribisch ausgeklügelter Benutzer(irre)führung. Um den unerfahrenen Nutzer auf die richtige Fährte zu leiten, zeigt das Display die Aufforderung: "Bitte bezahlen". Und damit man auch sofort weiß, wie das geht, signalisiert das Abbild zweier Münzen, dass man solche in den daneben befindlichen Schlitz einzuwerfen habe. Dass solches Tun freilich ein seltener Sonderfall des Geschäftsverkehrs mit diesem Automaten ist, wird zunächst verschwiegen und erschließt sich erst nach sorgfältigerer Lektüre des "Kleingedruckten". Die Bedeutung des grünen bzw. roten Knopfes dagegen springt aufgrund der sinnfälligen darüber angebrachten Abbildungen spontan ins Auge. Schweift der Blick von dort ein wenig nach links, so könnte man allerdings leicht ins Grübeln kommen.
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Hier wird offensichtlich der Teil der Kundschaft
angesprochen, der sich mit den fortgeschritteneren Techniken des modernen
Zahlungsverkehrs auskennt.
Unschwer erkennt man links ein Symbol, das auf eine Scheckkarte mit integriertem Bargeldchip hinweist Daneben die Inschrift "T1 T2 T..." in quasi perspektivischer Staffelung. Falls hier nicht die Fernsehsendung "titel thesen temperamente" gemeint ist, könnte es sich um symbolische Darstellungen der wählbaren Tarife handeln. Das fahnenähnliche Symbol schließlich gibt leichte Rätsel auf: Kann man hier wohl Fähnchen anfordern, die man sich ans Auto stecken kann? Drückt man auf eine der drei gelben Sensorflächen unter den Abbildungen, macht es jeweils "piep"... aber sonst passiert nichts, rein gar nichts. Sicherheitshalber fragte ich einige Passanten, ob sie wüssten, was dieser Teil der Benutzeroberfläche zu bedeuten habe. Sie wussten es alle ebenso wenig wie ich und zuckten nur mit den Achseln. |
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Beim Studium der "Gebrauchsanweisung" erfährt
man, dass die Aufforderung "Bitte bezahlen" in der Mehrzahl der Fälle eine
leere Drohung ist. Denn bis 60 Minuten darf gebührenfrei geparkt werden.
Allerdings besteht "Parkscheinpflicht". Auch wenn der
Parkschein nichts kostet, ist er vonnöten, um dem Vorhandensein der
Parkscheinautomaten Rechnung zu tragen. Nur bei Ausfall des Gerätes soll
die - Parkscheibe - benutzt werden. Also ohne Gang zum
Automaten darf nicht geparkt werden, da ist man in
Wermelskirchen eigen.
Man hätte vielleicht auch schreiben können: "Bis 60 Minuten gebührenfrei - Parkscheibe benutzen - " Wäre einfacher gewesen ... aber nein, das kann man doch nicht machen, wofür haben wir schließlich die teuren Automaten angeschafft, wenn sich keiner mehr drüber ärgert...?! Ein besonderer Service des Automatenherstellers besteht in der Angabe "Münzen / Coins / Monnaies". Hierdurch wird sichergestellt, dass nicht nur Deutsche, sondern auch Engländer und Franzosen erkennen können, was unter dieser Inschrift abgebildet ist. Die Angabe "Automat wechselt nicht" bedarf dagegen keiner Übersetzung, da sie auch für Ausländer selbst erläuternd ist. Auch alle anderen Angaben sind dermaßen evident, das auch der Ausländer keinerlei Verständnisprobleme haben dürfte. Bei den abgebildeten Rundobjekten war es jedoch dringend angezeigt, die für Ausländer nahe liegende Verwechslung mit Hosenknöpfen auszuschließen. Der Gipfel der Benutzerfreundlichkeit ist ein aufdringlich hoher Piepton, der während der Dauer des Ausdruckvorgangs für den Parkschein ertönt. Dieser Ton soll nicht etwa das Ohr des Benutzers belästigen, sondern ihm signalisieren, dass seine Parkscheinanforderung erfolgreich war.
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Immerhin werden die nicht unbeträchtlichen Kosten, die dem Steuerzahler zwecks Finanzierung dieses ganzen haarsträubenden Unfugs entstehen, durch Einsatz umweltfreundlicher Energietechnik gemildert! | |
Bei der Kommunalwahl im September 2009 entstand im Rat eine knappe Mehrheit, die für de Abschaffung der Parkscheinautomaten plädierte. Anfang Dezember verkündete die Lokalpresse: "Automaten stehen vor dem Aus". Doch die Geduld des frohlockenden Bürgers, der nun auf eine rasche Beseitigung hoffte, wurde auf eine harte Probe gestellt. Denn sie Automaten blieben noch lange munter in Betrieb, und wenn sie defekt waren, wurden sie sogar noch repariert. Es dauerte bis zum März, bevor es dem Rat der Stadt endlich gelang, die im September beschlossene Sache zu beschließen. Darauf hin wurde dann umgehend gehandelt.
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Das Ergebnis dieses "Handelns" sehen wir auf nebenstehenden Bildern vom Loches-Platz, zu denen wir uns jeden Kommentar verkneifen. |