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Verkehrsknoten Obere Eich

Ist es Täuschung, oder wirkt das strahlende Lächeln des künftigen Wahlsiegers eher ein wenig gequält....

...so einsam inmitten der geräumigen Pflasterfläche, die sich an das Eis-Café Venezia anschließt.

Ob daran gedacht war, dass sich dieses Café hier außengastronomisch ausbreiten sollte, ist unbekannt.

Jedenfalls scheint die Fläche momentan kaum für etwas anders nutzbar zu sein als für Wahlplakate.

Der mündige Bürger wird nämlich wenig Interesse haben, diesen Platz zu betreten, würde er sich doch hier allenfalls wie ein Baby im Laufställchen oder wie ein Schaf im Pferch vorkommen.

Offenbar soll durch die edelgrauen Designerketten ein "wildes" Überqueren der Straße verhindert werden.

Nachtrag im Jahre 2011: Es zeigte sich bald, dass die Absperrungen tatsächlich außengastronomischen Zwecken dienten. Man möge es mir nachsehen, dass ich damals die Idee eines dreiseitig vom Verkehr umspülten Straßencafés nicht für möglich hielt.

Das Bild, das ich mir während der  Schlussphase des Umbaus gemacht hatte, erwies sich als trügerisch.

Da hatte es für mich nämlich so ausgesehen, als sei der Mittelstreifen der in den Brückenweg abbiegenden Straße eine zusammenhängende gigantische Überquerungshilfe, die künftig eine freizügige Mobilität auf dem ganzen Patz ermöglichen würde.

Doch solche Mobilität können sich nach Abschluss aller Arbeiten nur noch diejenigen verschaffen, die sich erdreisten, entweder die Ketten zu übersteigen oder vor ihnen her zu gehen.

(Wurde schon häufiger beobachtet...  vor allem bei Schulkindern,  jenen Schoßhündchen der Wermelskirchener Sicherheitspolitiker!)

Nach welchen exakten Kriterien die landschaftliche Verteilung der Kettenzäune vorgenommen wurde, war nicht herauszufinden.

So wurde z. B. an den Bürgerhäusern der Bereich, in dem sich das Trauzimmer und der Sitzungssaal des Rates  befinden, abgesperrt, der Teil, der die Musikschule beherbergt, dagegen nicht.

Offenbar war man der Meinung, die Gefährdung im Straßenverkehr sei für Brautleute und Ratsmitglieder höher als für Musikschüler.

Vielleicht wollte man aber auch nur der Musikschule besondere Freiheitsrechte einräumen,  um sie für ihr inzwischen achtmonatiges vergebliches Warten auf ihre dringend benötigten Schilder und Schlüssel zu entschädigen.

An den Stellen, wo die Kettensperre fehlt,  besteht durchaus die physische Möglichkeit, die Straße frei und ohne Umwege zu überqueren.

Aber das machen nur einige Querköpfe wie ich.

Die meisten sind eher unsicher, ob solches Tun in der unmittelbaren Nähe von Ampeln möglicherweise verboten sein könnte, und gehen lieber kein Risiko ein.

 

Die beim überwiegenden Teil der Bevölkerung zu beobachtende Loyalität stellt meine kühnsten diesbezüglichen Prognosen weit in den Schatten.

Ich hatte nämlich eher damit gerechnet, dass die meisten sich an den Schädel fassen, den Kopf schütteln oder in schallendes Gelächter ausbrechen würden, statt sich an diesen Witzampeln anzustellen.

Doch weit gefehlt:: kaum jemand traut sich, einfach frech bei Rot über die Straße zu latschen, fast alle drücken demütig den Knopf und warten brav und geduldig wie eine ergebene Hammelherde auf Grün.

(Die Deutschen: ein Volk von Untertanen und Duckmäusern?)

 

Warum die Ampel nach dem Knopfdruck eines Fußgängers für die Autofahrer nicht sofort über Gelb auf Rot springt, ist streng gehütetes Geheimnis der Verkehrsexperten.

Vielleicht wollten sie den Fußgängern die Freude machen, sich 30 (!!!) Sekunden lang am Anblick des Wermelskirchener Maskottchens: des roten Ampelmännchens zu erfreuen.  Dieser traute Anblick ist vor allem in Verbindung mit einer leeren Straße immer wieder eine Erquickung.

Die Autofahrer können sich dafür an hämischer Schadenfreude berauschen, wenn sie den am Straßenrand wartenden Fußgängern bei Grün vor der Nase her fahren dürfen.

 

Ein ganz besonders intelligenter verkehrsplanerischer Leckerbissen besteht darin, dass die zweite Ampel sich dem Verhalten der ersten zeitgleich anschließt.

Wenn also an einer Ampel der Knopf gedrückt wurde, springt nicht nur diese nach einer gewissen Zeit auf Rot sondern die andere gleich mit.

Da werden dann die Autos angehalten, völlig unabhängig davon, ob ein  überquerungswilliger Fußgänger in Sicht ist oder nicht.

 
Die grundlos angehaltenen Fahrzeuge stauen sich dann oft bis in den Kreisverkehr an der Einmündung Jörgensgasse zurück, was in den  Hauptverkehrszeiten zur Verstopfung führt

Da sich die Nähe der großen Ampelkreuzung an der Eich zusätzlich fatal auswirkt, kann es im Extrem zu ernsten Verkehrsbehinderungen kommen.

Ein Bekannter berichtete, er habe während vier Ampelphasen in einem Stau festgesessen.

Die Notwendigkeit der Ampeln wurde mit der Vielzahl der Autos begründet.

Das nebenstehende Bild zeigt einen Blick auf die Eich jenseits des Kreisverkehrs an der Einmündung Jörgensgasse

Ist hier die Zahl  der Autos etwa geringer?! (Z.B.  durch Auflösung in Luft...)

Sehen wir hier eine Ampel?

Plötzlich tut's auch ein Zebrastreifen!

O wundersame Welt!

Am Montag, dem 24.08.2009 schickte ich per E-Mail einen Leserbrief an die Redaktion des Wermelskirchener Generalanzeigers (WGA) mit der Bitte um Veröffentlichung.

Am Dienstag erschien unter der Rubrik "Leserbriefe" ein 32-zeiliges Gedicht über altersschwache Füße und  die Segnungen des Sockentragens, verfasst von einer 85-jährigen Bewohnerin des Altenheims "carpe diem". Dagegen, dass auf diese Weise die Fortbewegungsprobleme älterer Menschen einmal ins öffentliche Bewusstsein gerückt werden, ist nichts einzuwenden. Ganz im Gegenteil! Aber es gehört dann auch ins öffentliche Bewusstsein, dass sich unsere Verkehrsplaner um die verkehrstechnischen Belange von Altersheimbewohnern keine allzu großen Sorgen machen, wie das Beispiel an der Einmündung der Adolf-Flöring-Straße zeigt.

Am Mittwoch erschien - angeblich aus Platzgründen!!! - überhaupt Kein Leserbrief. Statt dessen ein ganzseitiger Artikel über Eric Weik mit 4 großen Fotos, in denen über die Vielfalt des Weikschen Minenspiels informiert wurde. (Dafür war Platz!!)

Auf der ersten Lokalseite prangte die Schlagzeile "Freude über die beiden neuen Ampeln". Nun liegt es mir ferne, irgendetwas Böses über Blinde zu sagen. Im Gegenteil, ich gönne den Blinden ihre Freude von Herzen. Doch sollte man gewisse Tatsachen nicht ganz aus den Augen verlieren.

Nach dem WHO-Report von 2004 leben in Deutschland 164.000 (0,2 %) blinde Menschen. Es sollte also die Frage erlaubt sein, ob es gerechtfertigt ist, die Mobilität von 99,8 Prozent der Bevölkerung in geradezu schikanöser Weise einzuschränken, um 0,2 Prozent etwas Gutes zu Tun.

Ferner ist zu fragen, wie groß der Nutzen für Blinde wirklich ist, wenn blindengerechte Ampeln nur punktuell über die Landschaft verstreut werden. Was nützt es dem Blinden wirklich, wenn er hier und da mal mit Ampelunterstützung eine einzelne Straße sorglos überqueren kann,  an der nächsten Ecke aber wieder völlig allein gelassen wird. Was macht der Blinde, der die obere  Eich ein Loblied auf die neuen Ampeln singend überquert hat, wenn er ans "Bügeleisen" kommt?! Da hilft ihm keine Ampel. Die tausend anderen Stellen, wo ihm ebenfalles keine Ampel hilft, brauche ich wohl nicht aufzuzählen. Denkt man den Gedanken zu Ende, müsste man, um Wermelskirchen blindengerecht zu "verampeln", so viele Ampel aufstellen. dass sämtlicher Verkehr zum vollständigen Erliegen käme!

Doch sei die ganze Argumentation noch so schwachsinnig, es macht sich wenige Tage vor der Wahl gut, wenn man sich mit einer

 Wohltat für die armen Blinden           schmücken kann.

Vielleicht vergisst der Rest der Bevölkerung ja seine schäumende Wut und fragt sich beschämt, wie er nur so egoistisch sein konnte,  nicht an das Schicksal der armen Blinden zu denken, das die Stadtväter so weise im Blick hatten.

Nachdem ich dem zuständigen Redakteur am Telefon gehörig die Meinung gesagt hatte, erschien der Leserbrief dann am Donnerstag, dem 27.08.2009, allerdings nicht wie üblich auf der zweiten Lokalseite sondern auf Seite 26 unter ferner liefen.